Heute stelle ich ein Gericht vor, auf das ich in Frankfurt lange gewartet habe: Kaoyu, Sichuan-Grillfisch!
Die Sichuan-Küche ist bekannt für ihre kräftigen und scharfen Aromen, und Kaoyu bildet da keine Ausnahme. Das Besondere an diesem Gericht ist die Zubereitungsart: Der gesamte Fisch wird im Ganzen gegart. Zuerst wird der Fisch in einer Pfanne gebraten, damit die Haut knusprig wird. Anschließend wird er in eine reichhaltige und würzige Brühe gegeben. Während des Köchelns und Bratens dringen die Aromen der Knochen und Gräten, die reich an Mineralien und Nährstoffen sind, in jede Faser ein und verleihen dem Fisch einen vollmundigen und herzhaften Geschmack.
Restaurant-Profil
- Name des Restaurants: Zhuge Grill – 诸葛烤鱼
- Adresse: Gutleutstraße 45, 60329 Frankfurt am Main
- Art: Sichuan und Kaoyu Grill Fisch
- Preis: ca. 20 – 35 EUR p.P. (inkl. Getränke & Trinkgeld)
In Frankfurt gibt es mehrere Restaurants, die Kaoyu anbieten. Ein Name sticht jedoch besonders hervor: Zhuge Grill Fisch. Der Name machte mich neugierig und ich beschloss, das Restaurant einmal auszuprobieren. Aber wofür steht Zhuge überhaupt? Kurz gesagt, Zhuge ist ein alter chinesischer Militärstratege und eine Legende, dessen Geschichten die Zeiten überdauert haben. Obwohl er nicht in Sichuan geboren wurde, verbrachte er einen großen Teil seines Lebens in der heutigen Provinz Sichuan in China. Die Restaurantbesitzer des Zhuge Grill ehren diesen nun mit einem der beliebtesten Gerichte der Region. Wir werden nun gemeinsam einmal testen, wie viel von seiner alten Weisheit sich in den Gerichten dieses Restaurants wiederfindet.
Bei diesem gericht gibt es nichts zu Meckern. Der Fisch ist frisch, was auf eine hochwertige Konservierung und Verarbeitung zurückzuführen ist. Für mich ist das ein entscheidender Punkt bei allen Fischgerichten, denn inmitten all der Gewürze, ist die natürliche Textur und der Eigengeschmack eines frischen und perfekt verarbeiteten Fisches, das absolute Highlight.
Um die Frische des Fisches zu gewährleisten, wird er in China üblicherweise direkt nach dem Fang gekocht. Die Gäste haben die Möglichkeit, ihren Fisch aus einem handelsüblichen Aquarium oder Fischbecken auszuwählen. Während der Kunde seine Wahl trifft, kann es vorkommen, dass ein Fisch aus dem Becken springt. Damit hat der Fisch jedoch bereits sein Urteil gesprochen. Mit der Überwindung der Schwerkraft beweist der Fisch, dass er nach wie vor gesund ist und leistet damit subtil einen Qualitätsnachweis.
Um es mit den Worten des Komikers Kevin Kwan zu sagen: Chinesen glauben nicht an das westliche Konzept von „Bio“. Vielmehr bedeutet Bio in China, dass das Tier noch lebt, fliegt oder schwimmt. Das ist in diesem Restaurant zwar nicht der Fall, aber der Fisch ist trotzdem frisch, also fast „bio“. 🙂
Der Fisch ist großzügig gewürzt, mit scharfen Sichuan-Pfefferkörnern, Chili, Knoblauch und Ingwer. Entfernt man die knusprige Haut vom Fischfleisch, sieht man die leicht fettige und saftige Innenseite der Haut, die am mageren Fischfleisch haftet. Sobald die Brühe zu kochen und zu brodeln beginnt, kann es losgehen. Jeder Bissen ist sensationell!
Diese Kochkunst ist etwas ganz Besonderes. Während das vorherige Grillen des Fisches dem Gericht eine rauchige Note verleiht, ähnelt das Konzept auch dem chinesischen Hotpot.
Der Topf enthält verschiedene Grundzutaten und Gemüse. Dazu gehören leicht fermentierter Tofu, Qianzhangjie (千张结 Tausendschicht-Tofu), Holzohrpilze (木耳 Schwarzer Pilz), andere Pilze, Chinakohl, Lauch, Korianderblätter, gehackte geröstete Erdnüsse, koreanischer Reiskuchen, Frühlingssprossen usw. sowie eventuell weiteres Gemüse (kann optional bestellt werden). Alles wird zusammen mit dem Kaoyu in der Brühe gekocht.
Das Ergebnis ist eine ausgewogene Mischung aus saftig-zartem Fisch mit knusprig-würziger Haut und deinen Lieblingszutaten für den Hot Pot.
Je nach persönlichem Geschmack kann man zwischen verschiedenen Brühen wählen. Die Auswahl reicht von mild bis sehr scharf. Das Markenzeichen ist Sichuan Mala (betäubend scharf aus Sichuan). Wer wie wir Knoblauch mag, sollte sich für Suanrongwei (蒜蓉味) entscheiden. Dabei wird der Fisch in gehackten Knoblauch getaucht – scharf und sehr aromatisch. Wer sich die schärferen Varianten noch nicht zutraut, aber auch nicht ganz auf Würze verzichten möchte, ist mit Douguwei (豆鼓味) gut bedient. Hier werden fermentierte schwarze Bohnen verwendet, um einen würzigen und leicht salzigen Geschmack zu erzeugen.
Liebhaber des säuerlichen Geschmacks bevorzugen oft Suancaiwei (酸菜味). Diese Brühe wird mit eingelegtem Chinakohl zubereitet. Sie kann auch scharf und sauer sein. Dafür nimmt man Paojiaowei (泡椒味). Das sind eingelegte Chilischoten. Übrigens: Man kann die Küche bitten, die Schärfe etwas zu reduzieren oder sogar zusätzliche Chilis zu bestellen.
Der Fisch ist großzügig portioniert und perfekt für 2-3 Personen. Um das Erlebnis abzurunden, haben wir Chuanchuan Xiang (Gemüse- und Fleischspieße in einer scharfen Soße) als Vorspeise und Bingfen zum Nachtisch bestellt. Nach dem herzhaften und würzigen Fisch ist Bingfen genau das Richtige, um den Gaumen wieder zu beruhigen. Seine erfrischende und beruhigende Textur sorgt für Abwechslung und rundet das Erlebnis ab.
Ich hoffe, dieser Post hat bei euch Appetit und Neugier geweckt. Wenn auch du die Gelegenheit hattest den Kaoyu einmal zu probieren, teile uns gern deine Erfahrungen und Gedanken mit. Wir sind ganz Ohr.