Lissabon Teil 6: Von Jerónimos zum Turm von Belém – eine Reise durch die Geschichte und die Aromen Portugals

Heute beginnt das letzte Kapitel unserer Reise nach Lissabon. Den Morgen haben wir traditionell mit einem typisch portugiesischen Frühstück begonnen: Eier, dazu knuspriger Speck oder Schinken – einfach, lecker und genau der richtige Start in den Tag.

Bei strahlend blauem Himmel machten wir uns auf den Weg nach Belém, einem Stadtteil Lissabons voller Geschichte und beeindruckender Sehenswürdigkeiten. Dort erwarten uns gleich drei Wahrzeichen, die bequem zu Fuß zu erreichen sind: das Mosteiro dos Jerónimos, das Padrão dos Descobrimentos und der Torre de Belém.

Das Mosteiro dos Jerónimos ist leicht zu erreichen. Vom Stadtzentrum Lissabons gelangt man mit der Straßenbahn 15E oder dem Bus 728 in etwa 20 Minuten nach Belém. Schon beim Aussteigen fiel uns die beeindruckende Pracht des Klosters auf. Die cremeweiße Fassade – ein Meisterwerk der manuelistischen Architektur, einem in Portugal einzigartigen Baustil – strahlte im Sonnenlicht. Der helle Kalkstein, der dem Bau sein strahlendes Aussehen verleiht, stammt aus der Region.

Jeder Zentimeter des Klosters ist mit filigranen Schnitzereien verziert – Engel, Heilige, nautische Symbole und fast lebendig wirkende Ranken. Diese kunstvollen Details spiegeln das portugiesische Zeitalter der Entdeckungen wider und zeugen von der Seefahrer- und Entdeckertradition des Landes. Die ursprünglich makellos weiße Fassade zeigt an einigen Stellen die Patina der Zeit, was dem Bauwerk zusätzlich eine zeitlose Eleganz verleiht.

Mit einer beeindruckenden Länge von 300 Metern gibt es im Kloster viel zu entdecken. Ein bis zwei Stunden sollte man für einen Besuch einplanen, um die kunstvoll gestalteten Kreuzgänge und die Kirche Santa Maria, in der der berühmte Entdecker Vasco da Gama begraben liegt, zu erkunden. Der Eintritt kostet ca. 12 €, jeden ersten Sonntag im Monat ist der Zugang frei.

Direkt neben dem Kloster erstreckt sich die Praça do Império, ein weitläufiger Platz mit gepflegten Gärten, deren symmetrische Anordnung an englische Gärten erinnert. Blumenbeete, akkurat geschnittene Hecken und Springbrunnen laden zum Verweilen mit Blick auf das Kloster ein.

Ein kurzer Spaziergang vom Praça do Império in Richtung Meer führt zum beeindruckenden Padrão dos Descobrimentos. Dieses 56 Meter hohe Monument ist eine eindrucksvolle Hommage an das Zeitalter der portugiesischen Entdeckungen.

Das Bauwerk in Form eines Schiffsbugs zeigt Statuen bedeutender historischer Persönlichkeiten Portugals. An der Spitze steht Heinrich der Seefahrer, umgeben von mutigen Entdeckern, Kartographen und Missionaren. Ihre in Stein gehauenen Gesichter verkörpern Mut und Entschlossenheit.

Die gewaltigen Ausmaße des Bauwerks bieten einen beeindruckenden Anblick. Wer den Aufstieg wagt (Eintritt: 6 €), wird mit einer spektakulären Aussicht belohnt: Majestätisch erstreckt sich der Fluss Tejo mit der ikonischen roten Hängebrücke Ponte 25 de Abril, die an die Golden Gate Bridge in San Francisco erinnert. In der Ferne erhebt sich die Christusstatue Cristo Rei mit weit ausgebreiteten Armen, als wolle sie die Stadt umarmen.

Auch vom Boden aus ist das Panorama beeindruckend. Direkt am Flussufer genießt man den Blick auf den Tejo und die Silhouette Lissabons, wo Himmel und Meer in einem harmonischen Blau verschmelzen.

Vom Padrão dos Descobrimentos führt ein gemütlicher Spaziergang von etwa zehn Minuten entlang der malerischen Uferpromenade zur Torre de Belém, einem beeindruckenden UNESCO-Weltkulturerbe. Elegante Yachten schaukeln vor Anker, während entlang des Weges eine Reihe faszinierender Kunstwerke die Blicke auf sich zieht – darunter eine skulpturale Konstruktion, die an einen entfernten Verwandten des Batmobils erinnert: halb Schiff, halb Flugzeugträger und ganz in Schwarz gehalten.

Die salzige Brise, das Glitzern der Wellen und die sanften Hügel in der Ferne schaffen eine wunderbar beruhigende Atmosphäre. Im Sommer ist Sonnencreme allerdings ein Muss, denn Schatten gibt es kaum. Unterwegs laden einige improvisierte Bars ein, eine Pause einzulegen, sich mit einem kühlen Getränk zu erfrischen und die einzigartige Atmosphäre zu genießen.

Der Turm von Belém wurde Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut und diente als Festung und zeremonielles Eingangstor nach Lissabon. Seine verwitterten Mauern und die vom Meer geschwärzten Stellen erzählen Geschichten aus längst vergangenen Zeiten. Das maritime Erbe der Manuelinik spiegelt sich in kunstvollen Details wie gedrehten Seilen, Armillarsphären und kleinen filigranen Wachtürmen wider.

Für eine Eintrittsgebühr von 9 € kann die Turmspitze erklommen werden. Über eine enge Wendeltreppe erreicht man die Aussichtsplattform, die mit einem beeindruckenden Panoramablick über den Fluss belohnt. Direkt neben dem Turm lädt ein kleiner Strand zum Verweilen ein, die umliegenden Cafés bieten Getränke und Snacks an – der perfekte Ort, um in historischer Atmosphäre neue Energie zu tanken.

Nach der Besichtigung der Sehenswürdigkeiten nahmen wir uns Zeit für einen gemütlichen Bummel durch den beschaulichen Stadtteil Belém.

Die Straßen sind gesäumt von prächtigen Jacarandabäumen, die mit ihren violetten Blüten das Viertel mit zarten Farbtupfern verschönern. Vor der Kulisse der traditionellen portugiesischen Backsteinbauten wirkt die Szenerie wie eine lebendige Postkarte.

Als der Tag sich dem Ende zuneigt, kehren wir in die Innenstadt Lissabons zurück, wo sich die Straßen mit Leben füllen. Noch vor Einbruch der Dunkelheit herrscht reges Treiben auf einer Flaniermeile, gesäumt von zahlreichen Restaurants, an deren Tischen sich die Menschen versammeln, um den goldenen Abend zu genießen

Trotz des Trubels liegt eine besondere Ruhe in der Luft, die vielleicht durch das leise Summen der alten Straßenbahnen den zeitlosen Rhythmus der Stadt verstärkt. Die Mischung aus Geschichte und Moderne, die sich in der Architektur widerspiegelt, wirkt beruhigend. Man fühlt sich fast magisch angezogen von der reichen Vergangenheit und dem nostalgischen Charme dieser Stadt.

Weitere Tipps für deinen Besuch:
  • Plane etwa einen halben Tag (ca. 4-5 Stunden) ein, um alle drei Sehenswürdigkeiten in einem gemütlichen Tempo zu besuchen. So hast du genügend Zeit, die Orte zu erkunden und dich in einem Café am Flussufer zu entspannen.
  • Das Mosteiro dos Jerónimos und der Torre de Belém können in der Hochsaison (Frühling bis Herbst) sehr überfüllt sein. Ein Besuch in den frühen Morgenstunden oder am späten Nachmittag hilft, große Menschenmengen zu vermeiden.
  • Wenn du mehr von der kulturellen und natürlichen Seite Beléms entdecken möchtest, kannst du die folgenden Sehenswürdigkeiten besuchen:
    • Das MAAT (Museum für Kunst, Architektur und Technologie), das Kunst und Technologie in einem futuristischen Rahmen vereint.
    • Das Museu Coleção Berardo, das Werke von Künstlern wie Picasso, Warhol und Duchamp ausstellt.
    • Oder ein entspannter Spaziergang durch die grünen und erholsamen Gärten von Belem.

Für unser letztes Abendessen in Lissabon haben wir uns das gemütliche Restaurant Rico Sabor ausgesucht. Die Speisekarte ist abwechslungsreich: Hamburger, Pasta, gegrilltes Rindfleisch, Fisch, Vegetarisches – und natürlich all die Gerichte, die wir vor unserer Abreise noch einmal probieren oder genießen wollten.

Den Anfang macht unsere Vorspeise: die portugiesische Räucherwurst, eine typische Spezialität der Portugiesen. Die Wurst wird über offenem Feuer flambiert, wodurch sie außen goldbraun und knusprig wird und beim Aufschneiden herrlich knackt. Durch das Garen über offenem Feuer karamellisieren die natürlichen Fette der Wurst und es entsteht ein harmonisches Zusammenspiel von rauchig-würzigem Aroma und saftiger Textur.

Im Inneren ist das Fleisch fest, aber zart, mit dem charakteristischen, kräftigen und tiefen Geschmack Portugals. Dieses Gericht spiegelt die portugiesische Leidenschaft für die Kunst der Fleischkonservierung wider und zelebriert kräftige, rustikale Aromen – perfekt abgerundet durch ein Glas vollmundigen portugiesischen Rotweins.

Unser erster Hauptgang ist wieder einmal eine gegrillte Dorade im Ganzen. Wir hatten sie schon früher auf unserer Reise probiert, aber wir konnten nicht widerstehen, sie noch einmal zu bestellen.

Perfekt gegrillt präsentiert sich die Dorade mit einer goldbraunen, knusprigen Haut, die ein herrlich rauchiges Aroma entfaltet. Das zarte, saftige Fleisch im Inneren überzeugt mit einer natürlichen, feinen Süße, die durch die spritzige Frische einer Limettenscheibe harmonisch abgerundet wird.

Dazu gibt es knusprig gebratene Kartoffeln, knackige grüne Bohnen, herzhafte Karotten und einen frischen Salat. Diese leichten und nahrhaften Beilagen unterstreichen den saftig-aromatischen Geschmack der Dorade und bringen zusammen echtes portugiesisches Küstenflair auf den Teller.

Kein Abschluss unserer Reise ohne einen echten portugiesischen Klassiker: Arroz de Marisco, ein köstlicher Meeresfrüchtereis. Oft mit der spanischen Paella verglichen, besitzt dieses Gericht jedoch seinen ganz eigenen Charme und eine besondere Geschichte.

Traditionell in großen Töpfen zubereitet und in geselliger Runde mit Familie und Freunden genossen, steht Arroz de Marisco für Wärme und Zusammenhalt. Seine leuchtend orange Farbe verdankt das Gericht einer langsam eingekochten Tomatensauce, die mit Olivenöl, Knoblauch, Zwiebeln und Paprika verfeinert wird. Diese cremige Basis umhüllt jedes Reiskorn und sorgt für ein harmonisches, reichhaltiges Geschmacksprofil, während der Reis angenehm bissfest bleibt. Frischer Koriander setzt grüne, kräuterige Akzente und bringt eine erfrischende Note ins Spiel.

Im Reis verbirgt sich ein Schatz aus den Tiefen des Meeres: saftige Garnelen, zarte Muscheln und eine spezielle Meeresfrüchtepaste, die an Surimi (蟹柳 oder „Krabbenstäbchen“) erinnert. Sie verleiht dem Gericht eine zusätzliche umami-Tiefe und eine leichte Salzigkeit, die perfekt mit der süß-säuerlichen Tomatenbasis harmoniert. Dieses Gericht ist eine Hommage an die maritime Tradition Portugals und fängt mit jedem Bissen das Lebensgefühl der Küste ein.

Als Dessert haben wir uns für die Tarte Maçã com Gelado Baunilha entschieden, die auf einfache, aber elegante Weise die Aromen von Apfel und Vanille vereint. Die Apfeltarte ist warm, perfekt gebacken und hat einen knusprigen, buttrigen Mürbeteigboden. Darauf liegt eine Kugel cremiges Vanilleeis, das einen kühlen, zarten Kontrast zur warmen, fruchtigen Füllung bildet.

Der Zimt verleiht dem Dessert eine würzig-aromatische Note, während der Karamellsirup mit seiner vollmundigen, rauchigen Süße das Ganze perfekt abrundet. Ein toller Abschluss für ein wirklich gutes Abendessen. 😊

Auch wenn die Zeit wie im Flug vergeht, sollte man sich die Schönheit des Sonnenuntergangs nicht entgehen lassen. Die Meeresbrise von Lissabon weht uns entgegen und lädt uns ein, noch mehr zu entdecken – das Leben zu feiern, die Freiheit zu genießen und unsere Träume zu leben. Diese Reise hat uns schon viel gezeigt, aber es gibt noch so viel zu entdecken – sei es die Vielfalt der Aromen auf dem Mercado da Ribeira (Time Out Market), die moderne Kunst im MAAT (Museum für Kunst, Architektur und Technologie) oder der gefühlvolle Klang eines Live-Fado-Konzerts. Diese Erlebnisse heben wir uns für das nächste Mal auf.

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