Im letzten Beitrag unserer Reise in die atemberaubende Bergregion Huangshan in der chinesischen Provinz Anhui möchten wir Ihnen einige Einblicke in die Sehenswürdigkeiten rund um das wunderschöne Emerald Valley geben, bevor wir zum absoluten kulinarischen Highlight unserer Reise kommen.
Die Emerald Valley Scenic Area (翡翠谷风景区) in Huangshan ist ein malerisches Naturschutzgebiet im Südosten des Huangshan-Gebirges in der Nähe des Dorfes Tangkou. Berühmt für seine kristallklaren, smaragdgrünen Pools, die von zahlreichen Flüssen und Wasserfällen gespeist werden, bietet das Tal eine atemberaubende Naturkulisse. Mit gut ausgebauten Wanderwegen, üppiger Vegetation und einer vielfältigen Tierwelt zieht es Naturliebhaber und Touristen gleichermaßen an.
Nach einer anstrengenden Wanderung auf die Gipfel des Huangshan-Gebirges oder nach einem langen Sightseeing-Tag in der pulsierenden Altstadt von Hongcun ist dies der ideale Ort, um sich zu erholen und zu entspannen.
Da wir in einem kleinen, aber feinen Hotel an der Landstraße G205 in der Nähe der Jiulong Wasserfälle untergebracht waren, konnten wir das Emerald Valley in wenigen Minuten entweder mit dem Auto oder sogar zu Fuß erreichen.
Zum einen zog es uns in das Jade-Tal – chinesisch: Fei Cui Tal (翡翠谷) – auch bekannt als Tal der Verliebten – und zu den wohl noch berühmteren Jiulong Wasserfällen (Jiǔlóng Pùbù 九龙瀑布) – den Neun Drachen Wasserfällen.
Das Jade- oder Smaragd-Tal, auch bekannt als Fei Cui-Tal (翡翠谷) auf Chinesisch oder als Tal der Verliebten, ist eine malerische Schlucht, die sich auf einer Länge von etwa 20 Kilometern in die Berglandschaft des Huangshan-Gebirges hineinschlängelt. Auf dem Weg nach oben führt ein Pfad vorbei an unzähligen natürlichen Pools und Wasserstellen unterschiedlicher Form und Größe – von kleinen Tümpeln bis hin zu reißenden Wasserfällen, die zum Verweilen und Genießen einladen. Baden ist hier allerdings nicht erlaubt, da das Wasser den Einheimischen als Trinkwasserquelle dient.
Je nach Tageszeit bzw. Sonneneinstrahlung und der umgebenden Landschaft und Vegetation ändert sich das Farbenspiel dieser Wasserstellen. Farbenfroh und glänzend erinnern sie an Jadesteine oder Smaragde, die im Tal verstreut liegen, daher der Name.
Wegen seiner idyllischen Schönheit und romantischen Atmosphäre ist das Tal ein beliebtes Ausflugsziel für Paare.
Viele Details weisen auf den Beinamen hin, z.B. eine kleine Brücke, auf der jeder Schritt auf die verschiedenen Phasen einer Liebesbeziehung hinweist, oder ein Wanderweg mit verschiedenen Symbolen der Liebe.
Auch kulturgeschichtlich ist das Tal von großer Bedeutung und wird in klassischen chinesischen Gedichten, Gemälden und Schriftrollen dargestellt. Diese Kunstwerke bringen die Wertschätzung für die natürliche Schönheit des Tals und seine Rolle als Ort spiritueller Besinnung zum Ausdruck. Sie machen es zu einem Symbol der Harmonie zwischen Mensch und Natur.
Berühmt wurde das Tal nicht zuletzt durch verschiedene Szenen des Oscar-prämierten Films “Crouching Tiger and Hidden Dragon”. Zu sehen sind unter anderem erbitterte Kämpfe in den Bambuswäldern sowie romantische Liebesszenen an einer der zahlreichen Wasserstellen.
Die Jiulong Wasserfälle (Jiǔlóng Pùbù 九龙瀑布) sind bekannt für ihre majestätische Schönheit und den mächtigen Strom, der über eine Reihe von Terrassen und Felsen in die Tiefe stürzt.
Der Name „Jiulong” bedeutet wörtlich „Neun Drachen” und leitet sich von der Form der Wasserfälle ab. Der Legende nach scheint es, als ob neun Drachen vom Himmel ins Tal stürzen. Besonders nach starken Regenfällen, wenn das Wasser tosend und kraftvoll die Felsen hinabströmt, entfaltet sich ein atemberaubendes Naturschauspiel.
Die Wasserfälle sind für Natur- und Abenteuerliebhaber gleichermaßen attraktiv und ziehen jedes Jahr Tausende von Besuchern an. Umgeben von einer reichen Vielfalt an Pflanzen und Bäumen bieten die Jiulong Wasserfälle ein atemberaubendes Schauspiel und die Möglichkeit, die Pracht des Huangshan-Gebirges in seiner reinsten Form zu erleben. Zahlreiche Wanderwege führen durch die umliegenden Wälder und bieten Wanderern die Möglichkeit, die Schönheit der Wasserfälle aus verschiedenen Blickwinkeln zu entdecken.
Der Aufstieg (eine Wanderroute findest du hier) beginnt an einem kleinen Tempel, führt an mehreren historischen Gebäuden vorbei und überquert eine romantische Brücke, unter der ein vom Wasserfall gespeister Bach fließt.
Der Höhepunkt des Aufstiegs wartet ganz am Ende: ein tiefes natürliches Wasserbecken, über dem mehrere steile Wasserfälle thronen. Von hier aus hat man einen atemberaubenden Blick auf die Wassermassen, die mit unglaublicher Geschwindigkeit die steilen Hänge hinabstürzen. Es lohnt sich, hier eine Weile zu verweilen und die wilde Schönheit von Huangshan auf sich wirken zu lassen, bevor man den Abstieg antritt.
Tipps für deinen Besuch:
- Dauer: Sowohl für die Jade-Schlucht als auch für die Jiulong-Wasserfälle benötigt man etwa einen halben Tag, so dass man beide Attraktionen bequem an einem Tag besuchen kann.
- Anreise: Von der Stadt Tangkou am Fuße der Gelben Berge erreicht man das Emerald Valley in wenigen Autominuten. Am besten nimmt man ein Taxi oder bucht einen Fahrdienst (z.B. an der Hotelrezeption).
- Eintritt: Eintrittskarten für die Naturparks könnt ihr vor Ort oder ggf. schon im Hotel erwerben. Die Preise liegen je nach Saison oder Sonderangeboten zwischen 50 und 100 RMB pro Person.
- Ausrüstung: Festes, bequemes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung (leichte Regenjacke oder Poncho) werden empfohlen, da die Wege steil und rutschig sein können. Etwas Verpflegung mitnehmen, da z.B. Wasserflaschen oder Snacks vor Ort deutlich teurer sind. Und vor allem: Kamera oder Smartphone für atemberaubende Fotos nicht vergessen.
- Respekt vor der Natur: Besucherinnen und Besucher sollten die einheimische Flora und Fauna respektieren und darauf achten, die Umwelt nicht zu verschmutzen. An vielen Orten weisen Lautsprecher oder Warnschilder darauf hin – ein Verstoß kann teuer werden.
Nach zwei langen Fußmärschen packte uns der Hunger. Der Wirt unseres Hotels stellte wieder einmal seine Kochkünste unter Beweis. Insgesamt hatten wir großes Glück mit unserer Unterkunft und ihrem sehr engagierten Besitzer. Er erzählte uns seine faszinierende Geschichte über seinen sozialen Aufstieg und wie er sich das Geld für das Hotel in Huangshan zusammengespart hat. Mit Begeisterung organisiert er nun Wanderrouten, besorgt Tickets und führt seine Gäste persönlich zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Eine wirklich bereichernde Erfahrung! Doch nun endlich zum Essen …
Gānguō Tǔjī (干锅土鸡) ist ein traditionelles chinesisches Gericht, das durch sein intensives Aroma und seine pikante Schärfe besticht. Der Name “Gānguō” bedeutet wörtlich “trockener Topf” und bezeichnet eine spezielle Kochtechnik, bei der die Zutaten in einem sehr heißen gusseisernen Topf oder einer Pfanne angebraten werden (ähnliche Gerichte findest du auch im China Haus in Frankfurt). Der Begriff Tǔjī “土鸡” bezieht sich auf Hühner aus traditioneller Freilandhaltung, die für ihre hohe Fleischqualität geschätzt werden.
Das Hühnchen wird in mundgerechte Stücke geschnitten und mit einer Vielzahl von Gewürzen wie getrockneten Chilischoten, Knoblauch, Ingwer und Sichuanpfeffer scharf angebraten und mit frischen Frühlingszwiebeln garniert. Durch das Anbraten in der heißen Pfanne erhält das Fleisch eine knusprige Kruste, während das Innere saftig und zart bleibt.
Tiàoshuǐyú 跳水鱼, auch bekannt als ‘Springender Fisch‘, ist eine traditionelle chinesische Delikatesse, die wegen ihres intensiven Geschmacks und ihrer pikanten Schärfe geschätzt wird.
Der frische Fisch wird in einem scharfen Sud aus Chili, Pfeffer und verschiedenen Gewürzen gekocht und direkt in der heißen Brühe serviert. Diese Brühe wird mit einer Vielzahl von Gewürzen und Kräutern angereichert, die den charakteristischen Geschmack verstärken. Durch diese Zubereitung erhält der Fisch eine zarte Textur und nimmt die reichhaltigen Aromen der Brühe vollständig auf. Serviert wird das Gericht mit Gemüse, Pilzen und einer Garnitur aus Knoblauch, Frühlingszwiebeln und besonders scharfen eingelegten Chilischoten.
红烧臭豆腐 (Hóng Shāo Chòu Dòufu) – zu Deutsch: rot geschmorter, stinkender Tofu – ist ein beliebtes Gericht der chinesischen Küche. Es handelt sich um fermentierten Tofu, der sich durch seinen intensiven Geruch auszeichnet, der oft als unangenehm empfunden wird (vielleicht erinnert ihr euch noch an den stinkenden Tofu aus Wuhan?). Trotz seines Geruchs ist Chòu Dòufu für seinen einzigartigen und reichen Umami-Geschmack bekannt, der durch den Fermentationsprozess entsteht.
Der fermentierte Tofu wird gebraten und anschließend in einer würzigen, dunklen Soße aus Soja, Zucker, Knoblauch, Ingwer und Chili geschmort. Die Sauce verleiht dem Tofu eine prickelnde Schärfe und eine angenehme Süße, die den kräftigen Geschmack des fermentierten Tofus ergänzt.
Für zusätzliche Frische hat der Koch etwas Frühlingszwiebel über den Tofu gestreut.
Kommen wir nun, wie eingangs angekündigt, zu unserem absoluten kulinarischen Highlight dieser Reise: “石耳炖石鸡” (Shíěr Dùn Shíjī) – frei übersetzt “geschmortes Huhn mit Pilzen” – ist ein traditionelles chinesisches Gericht, das seinen Ursprung in der Provinz Guizhou hat. Es ist ein unglaublich aromatisches Gericht, bei dem ein ganzes Huhn mit Pilzen wie Shiitake- oder Steinpilzen gekocht wird. Es sieht nicht nur spektakulär aus, sondern schmeckt auch unglaublich gut.
Bei der Zubereitung werden zunächst die getrockneten Pilze eingeweicht. Dann wird das Huhn zusammen mit den Pilzen und verschiedenen Gewürzen wie Ingwer, Knoblauch und Sojasauce langsam geschmort, bis alles zart ist und sich die Aromen von Huhn und Brühe wunderbar vermischen. Das Ergebnis ist ein reichhaltiger, unglaublich aromatischer Eintopf mit einer tiefen, umamireichen Brühe, garniert mit frischen Frühlingszwiebeln und serviert mit Reis als Kohlenhydratbasis. Nach dem Verzehr des milden und beruhigenden geschmorten Hühnchens fühlt man sich wohlig warm und durch die Reichhaltigkeit rundum gesättigt – ideal also nach einer ausgiebigen Wanderung im Huangshan.
Außerdem ist dieses Gericht nicht nur für seinen Geschmack, sondern auch für seine gesundheitlichen Vorteile bekannt, da die Pilze reich an Nährstoffen sind und das Hühnerfleisch eine gute Proteinquelle darstellt.
Zum Schluss möchte ich noch einige gesunde, aber nicht minder leckere Gemüsegerichte vorstellen.
Zum einen gibt es gekochten Mǎlántóu (马兰头), auch bekannt als Kalimeris indica, dessen Geschmack vage an Chrysanthemen-Blätter erinnert, aber milder im Aroma ist. Die vor allem in Ostasien beheimatete Pflanze findet im milden Klima und der unberührten Natur des Huangshan-Gebirges ideale Wachstumsbedingungen – sie bevorzugt feuchte, schattige Standorte und gedeiht besonders gut in bewaldeten und hügeligen Gebieten.
Die jungen Blätter und Triebe der Pflanze werden sorgfältig geerntet und in kochendem Wasser blanchiert. So bleiben die leuchtend grüne Farbe und der milde, leicht bittere Geschmack der Blätter erhalten. Die Blätter werden mit Knoblauch und Sesamöl verfeinert. Neben ihrem kulinarischen Wert wird Malantou auch in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) geschätzt, da sie reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien ist und entzündungshemmende und entgiftende Eigenschaften haben soll.
Wassersellerie, auch bekannt unter dem Namen Shuiqin (水芹), erfreut sich in der chinesischen Küche großer Beliebtheit. Seine knackige und saftige Textur ähnelt der von Stangensellerie, unterscheidet sich jedoch durch einen intensiveren Geschmack mit einer leichten Bitternote.
In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wird Wassersellerie für seine kühlende und harntreibende Wirkung geschätzt. Er fördert das Yin im Körper und hilft, Hitze zu reduzieren.
Weltweit gewinnt Wassersellerie zunehmend an Popularität und ist heute in vielen Supermärkten sowie asiatischen Lebensmittelgeschäften erhältlich. Dank seiner Vielseitigkeit kann er eine gesunde Ergänzung zu diversen Gerichten darstellen.
Das war sie nun, unsere Reise in die atemberaubende Landschaft von Huangshan. Ich hoffe, ihr habt unsere Eindrücke von der regionalen Natur und Küche genossen. Auf bald zu neuen Abenteuern in China und rund um die Welt!