In einem früheren Blogeintrag haben wir Shanghai bereits gemeinsam kennen gelernt. Ich habe euch die weltberühmte Uferpromenade The Bund, die belebte Nanjing East Road und ein typisches Yunnan-Restaurant vorgestellt.
Heute wollen wir gemeinsam eine weitere faszinierende Attraktion im Herzen der Stadt erkunden. Außerdem möchte ich ein wenig über die „Seidenmetropole“ Shanghai erzählen. Und last but not least – unser kulinarisches Highlight: der Hotpot aus Chaoshan.
Dazu begeben wir uns zunächst in den Stadtteil Jing’an, eines der zentralen Viertel Shanghais und eine unserer Unterkunftsempfehlungen aus dem letzten Blogbeitrag. Jing’an ist ein lebendiges und modernes Viertel, das für seine Mischung aus Geschichte, Kultur, Einkaufsmöglichkeiten und gastronomischer Vielfalt bekannt ist.
Eine der Hauptattraktionen des Jing’an-Distrikts ist der Jing’an-Tempel, ein buddhistischer Tempel, der auch als Jing’An-Kloster bekannt ist. Der Tempel stammt aus der Song-Dynastie und ist eine der ältesten und wichtigsten religiösen Stätten Shanghais. Im Laufe der Jahrhunderte wurde er mehrfach umgebaut und restauriert. Im Jahr 1972 brannte er vollständig ab und wurde ab 1983 schrittweise wieder aufgebaut. Die letzte große Renovierung fand 2004 statt. Trotz aller Umbauten sind viele der ursprünglichen architektonischen Merkmale erhalten geblieben.
Der Jing’An-Tempel ist für sein beeindruckendes Kupferdach und seine reich verzierten Holzschnitzereien bekannt. Außerdem beherbergt er eine große Anzahl von Buddha-Statuen und anderen religiösen Artefakten. Neben seinem spirituellen Wert ist der Tempel auch ein Ort der Ruhe und Besinnung inmitten des geschäftigen Treibens der Stadt.
Am besten erreicht man den Tempel mit der U-Bahn, Haltestelle Jing’an Temple (Linie 2 und 7). Der Tempel ist zwischen 7.30 und 18.00 Uhr geöffnet, für den Besuch sollte man etwa 1 bis 2 Stunden einplanen. Der Eintritt ist mit 50 Yuan pro Person sehr günstig.
Neben dem Tempel bietet Jing’An zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants, Cafés und jede Menge Unterhaltung. Es lohnt sich also, die Stadt und das Viertel auf eigene Faust zu erkunden und das Flair dieser beeindruckenden asiatischen Großstadt zu genießen.
Shanghai ist seit Jahrhunderten ein wichtiges Handelszentrum Chinas. Historisch gesehen war Shanghai ein wichtiger Hafen am Jangtse und diente als Tor zur Außenwelt. Die Stadt entwickelte sich vor allem zu einem Handelsknotenpunkt für Waren wie Tee, Seide, Reis, Textilien und später auch für Industriegüter.
Shanghai ist auch heute noch ein wichtiges Zentrum der Textilindustrie in China. In der Stadt gibt es zahlreiche Märkte, Einkaufszentren und Boutiquen, die eine große Auswahl an Textilien und Seidenprodukten anbieten. Von traditionellen chinesischen Seidenwaren bis hin zu moderner Kleidung und Designerstücken ist für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas dabei.
Besonders hervorzuheben ist der Shanghai South Bund Fabric Market, einer der beliebtesten Anlaufstellen für Maßkleidung in Shanghai. Hier findet man eine große Auswahl an Stoffen, darunter Seide, Baumwolle, Leinen und vieles mehr. Hervorragende Qualität zu guten Preisen – auch ich habe mich hier vor Jahren mit maßgeschneiderten Anzügen und Hemden eingedeckt. Aber ganz wichtig: Man sollte sich vorher gut informieren, den Preis kennen und nicht vergessen zu handeln – meist kann man hier noch viel rausholen.
Wer weniger Wert auf hohe Qualität als auf günstige Preise legt, ist auf dem Qipu Road Clothing Market in Shanghai genau richtig. Dieser befindet sich in der Nähe des Volksplatzes im Stadtzentrum und ist leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Der Markt ist bekannt für seine große Auswahl an Kleidung zu niedrigen Preisen und zieht Einheimische und Touristen gleichermaßen an. Jeder ist auf der Suche nach einem Schnäppchen.
Nach einem langen und anstrengenden Tag mit Sightseeing und Shopping ist es Zeit für ein ausgiebiges Festmahl! Als wir vor fünf Jahren Shanghai verließen, war der Chaoshan Beef Hotpot im Restaurant JinRi Niu Shi (今日牛事 – bedeutet auf Deutsch soviel wie „heute gehts ums Rind“) in Jing’an unser letztes Abendessen und sollte nach unserer Rückkehr auch unser erstes sein.
Die Vorfreude war groß, nach so langer Zeit wieder in eines unserer Lieblingsrestaurants zu gehen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir damals eine Marketingaktion des JinRi Niu Shi Restaurants geschickt genutzt haben, um Geld zu sparen. Dafür musste man sich auf eine Waage stellen und je mehr man vom Durchschnittsgewicht abwich, desto mehr Rabatt gab es. Das ließ ich mir nicht entgehen trug eine extra schwere Winterjacke und packte meine Taschen voll. 🙂
Was ein echter Hotpot ist und wie man ihn am besten genießt, haben wir bereits in früheren Artikeln erklärt. Aber was ist das Besondere am Chaoshan Hot Pot? Dabei handelt es sich um einen tradionellen Hotpot aus der Region Chaoshan in Guangdong, China. Was den Chaoshan Beef unserer Meinung nach so einzigartig macht, ist das unglaublich zarte Rindfleisch und die aromatische Brühe. Die Suppenbasis ist klar und eher mild und kommt im Gegensatz zu den beliebten Szechuan-Hotpots ganz ohne scharfe Gewürze aus.
Die Spezialität des Hauses ist das feine in dünne Scheiben geschnittene Rindfleisch. Die Speisekarte gibt einen Überblick über die verschiedenen Cuts vom Rind. Besonders zu empfehlen ist das Xuehua-Rindfleisch (雪花 – chinesisch für „Schneeflocke“). Es wird normalerweise aus dem mit Fett marmorierten Teil der Schulter oder des Nackens gewonnen. Daher auch der Name „Schneeflocke“, denn das Fett zieht sich wie Schneeflocken durch das saftige Fleisch. Wirklich lecker sind auch Diao Long Ban (吊龙伴) – ein langer Schnitt entlang des Rückens mit Ribeye und Sirloin – sowie Nen Rou (嫩肉) – ein Schnitt vom Hinterbein des Rindes.
Für den optimalen Genuss einfach das Fleisch in den dafür vorgesehenen Sieblöffel geben und je nach Cut nach kurzer Zeit (zwischen 10 und 20 Sekunden) wieder herausnehmen. Die saftigen Rindfleischscheiben sind so zart, dass sie förmlich auf der Zunge zergehen.
Sicherlich fallen euch auch sofort die Rindfleischbällchen auf, die schon in der duftenden Brühe schwimmen. Ihr solltet euch vor dem Verzehr etwas Zeit lassen, damit sie gut durchgegart sind. Die Bällchen saugen die aromatische Brühe auf wie ein Schwamm und sind mit ihrer festen, elastischen Textur eine willkommene Abwechslung zu den zart schmelzenden Rindfleischscheiben.
Neben Rindfleisch in verschiedenen Variationen entschieden wir uns an diesem Abend für Kuhmagen, Tofu, knackige Pilze, Gemüse aus Chaoshan und nahrhafte Reisnudeln.
Der Tofu erinnert auf den ersten Blick an überdimensionale Kartoffelchips. Doch der Schein trügt: Nach einiger Zeit im Topf entwickelt sich daraus eine elastische, mit der aromatischen Sauce vollgesogene Delikatesse, die an eine gigantische Bandnudel erinnert.
An der Saucenbar kann man sich seine eigene Dipsauce nach Belieben zusammenstellen – die Basis bilden die hauseigenen Sesam- und Erdnusssaucen sowie frische Kräuter und verschiedene Gewürzmischungen.
Zusätzlich zu den bestellten Zutaten gibt es noch frischen Sellerie. Gebt einen Teil davon in eine kleine Schüssel und nach einer gewissen Kochzeit etwas von der Brühe aus dem Hotpot dazu. Probiert die selbstgemachte Suppe aus der Schüssel. Sie schmeckt wirklich unwiderstehlich, vor allem, wenn sich das Aroma der Zutaten schon mit der Brühe vermischt hat.
Der krönende Abschluss sind die in der Brühe schwimmenden, hauchzarten Rindfleischstückchen, die direkt im Topf serviert werden und nach dem Verzehr der Zutaten in Vorschein treten. Nach einer gewissen Garzeit können sie herausgenommen und genossen werden. Sie sind so zart, dass sie direkt auf der Zunge zerschmelzen und ihren vollen, herzhaften Geschmack entfalten.
Fazit: wenn ihr in Shanghai seid, solltet ihr unbedingt das Restaurant JinRi Niu Shi besuchen und diesen Hotpot probieren!