Die Freude war groß, als wir zum ersten Mal im koreanischen Restaurant Mr. Lee essen waren. Ich wünschte, wir hätten es schon viel früher entdeckt. Hinter der unscheinbaren Fassade verbirgt sich ein Restaurant, das seit Jahren einige der bekanntesten koreanischen Gerichte serviert. Viele davon, die ich schon lange probieren wollte, sind in Frankfurt nur schwer zu finden, vor allem weil sie eine sorgfältige Auswahl der Zutaten und eine aufwendige Zubereitung erfordern.
Restaurantprofil
- Name des Restaurants: Mr. Lee
- Adresse: Gutleutstraße 153, 60327 Frankfurt am Main
- Stil: Koreanische Küche – Street Food, Grillgerichte, Wokgerichte, Suppen, Nudelgerichte, Reisgerichte, Eintöpfe
- Preis: ca. 25 – 45 EUR pro Person (inkl. Getränke und Trinkgeld)
Das Restaurant selbst ist schlicht, aber einladend eingerichtet und strahlt ein warmes, angenehmes Ambiente aus, in dem man sich sofort wohl fühlt. Es gibt gemütliche Vierertische, ideal für kleinere Gruppen, und einen großen runden Tisch für bis zu 7-8 Personen. Ein besonderer Blickfang ist eine Wand mit traditionellen Holzfenstern im Hanok-Stil, die dem Raum ein authentisches koreanisches Flair verleihen.
Bevor wir zum Essen kommen, möchte ich noch auf die Auswahl an wohltuenden koreanischen Tees hinweisen, die es bei Mr. Lee gibt – und das zu einem wirklich fairen Preis von nur 2-3 Euro pro Kanne. Hier eine kleine Übersicht:
- Maisseide- oder Maisbart-Tee: leicht geröstet, nussig und mit einer leichten Süße.
- Gerstentee: mit Röstaromen, erdig und entkoffeiniert, leicht rauchig im Geschmack.
- Yulmu-Tee: cremig, leicht süßlich und angenehm wärmend.
- Dungule Cha: nussig, mit einem Hauch von Süße und samtiger Textur.
- Buchweizentee: frisch, geröstet und mit leicht nussigem Aroma.
Diese Tees werden nicht nur wegen ihrer gesundheitsfördernden Eigenschaften geschätzt, sondern passen auch hervorragend zu den Aromen der koreanischen Küche!
Kleine Beilagen, Banchan (반찬) genannt, sind ein unverzichtbarer Bestandteil der koreanischen Küche. Bei Mr. Lee gehören dazu saure und scharfe Gurken, knackige Frühlingssprossen und natürlich Kimchi – der charakteristische, kräftige, fermentierte Kohl, der Inbegriff der koreanischen Küche. Ergänzt wird die Auswahl durch fermentiertes Blattgemüse mit herzhaftem, intensivem Aroma und Tofu, der durch seinen leicht stärkehaltigen, süßlich-würzigen Geschmack überzeugt. Frischer Spinat bringt eine milde, klare Frische ins Spiel, während eingelegter Rettich mit seinem süß-säuerlichen Biss für Abwechslung sorgt. Abgerundet wird das Ensemble durch kleine Stücke herzhafter Mini-Pfannkuchen (Jeon).
Diese Beilagen sind das Herzstück der koreanischen Küche. Sie werden miteinander geteilt, begleiten die Hauptgerichte harmonisch und eröffnen gleichzeitig einen faszinierenden Einblick in die kulinarische Vielfalt Koreas. So wird jede Mahlzeit zu einem reichhaltigen und sättigenden Erlebnis.
Das erste Gericht, das wir bei Mr. Lee empfehlen möchten, ist ein Klassiker der koreanischen Wohlfühlküche: Haemul Pajeon – ein herzhafter Pfannkuchen, reichlich gefüllt mit Meeresfrüchten und Lauch.
Der Pfannkuchen ist dick, goldbraun und wunderbar fluffig. Die leicht gebräunte Oberfläche verleiht ihm eine rauchige Tiefe. Im Inneren finden sich saftige Garnelen, zarter Oktopus und fleischige Tintenfischstücke, die sich harmonisch mit aromatischen Frühlingszwiebeln und mild-süßem Lauch verbinden.
Dazu wird die traditionelle Dipsauce Choganjang serviert, die mit feinen Frühlingszwiebelscheiben verfeinert ist. Sie wird aus Sojasauce, Essig und einem Schuss Sesamöl zubereitet und bringt eine würzige, leicht nussige Note mit, die den herzhaften Pfannkuchen perfekt ergänzt und seinen salzigen Geschmack unterstreicht.
In Korea wird Pajeon oft mit regnerischen Tagen in Verbindung gebracht, da das Brutzeln in der Pfanne an das leise Prasseln von Regentropfen erinnert. Tatsächlich ist dieses Gericht wie eine warme, tröstende Umarmung an einem grauen, regnerischen Tag.
Wer Lust auf koreanisches Barbecue hat, kommt an Anchangsal nicht vorbei. Dieses Gericht wird mit dem aromatischen Skirt Steak zubereitet, einem besonders begehrten Schnitt, der für seine feine Marmorierung und seinen kräftigen Geschmack geschätzt wird.
Nach koreanischer Tradition wird das Fleisch direkt am Tisch gegrillt, in frische Salatblätter gewickelt und mit Knoblauch und der scharfen Ssamjang-Sauce verzehrt.
Bei Mr. Lee hingegen wird das gegrillte Rindfleisch in mundgerechte Stücke geschnitten und verzehrfertig serviert. Das Fleisch glänzt verführerisch mit einer leichten Ölschicht, die Ränder sind perfekt gebräunt und verströmen ein angenehmes Raucharoma. Jede Scheibe bietet eine harmonische Kombination aus zartem Fleisch und marmoriertem Fett – saftig, sättigend und leicht süßlich.
Die Mischung aus Zwiebeln, Lauch und Knoblauch macht das Gericht noch appetitlicher. Das Gemüse wird zusammen mit dem Fleisch gegrillt, nimmt den Bratensaft auf und karamellisiert, wodurch es dem kräftigen Geschmack des Fleisches eine feine Süße und würzige Tiefe verleiht.
Samgaetang, die koreanische Hühnersuppe mit Ginseng, ist das perfekte Wohlfühlgericht, das ich lange gesucht und endlich gefunden habe! Sie besteht aus einem ganzen Hühnchen, das mit Klebreis, Ginseng, Knoblauch und Jujuben (rote Datteln) gefüllt und langsam gekocht wird, bis das Fleisch so zart ist, dass es bei der leichtesten Berührung zerfällt.
Die Brühe ist mild, klar und rein, mit dem vollen Geschmack des Hühnchens – nicht zu salzig. Stattdessen wird ein Schälchen mit Salz und Pfeffer gereicht, um die Suppe oder das Hühnerfleisch nach Belieben zu würzen.
Probiert man einen Löffel der ungewürzten Brühe, schmeckt man sofort ihre Klarheit und Tiefe. Dann reißt man das Hühnchen mit Stäbchen oder Besteck in mundgerechte Stücke, taucht es leicht in die Salzmischung oder genießt es zusammen mit würzigem Kimchi. Im Inneren des Hühnchens befinden sich in Brühe eingeweichter Klebreis, weiche, süße Jujuben und Ginseng – eine in der traditionellen chinesischen Medizin hoch geschätzte Wurzel, die dem Körper bei der Stressbewältigung helfen und die Vitalität steigern soll.
Samgaetang gilt in Korea als eine Art Heilmittel und ist das ganze Jahr über beliebt. Im Sommer, während Chobok (dem Beginn der heißesten Tage), soll der Verzehr von warmen, nährstoffreichen Speisen Energie liefern und den Körper ins Gleichgewicht bringen. Auch im Winter ist Samgaetang sehr beliebt, da es in den kalten Monaten Wärme und Geborgenheit spendet.
Bei Mr. Lee muss man die Samgaetang mindestens drei Tage im Voraus reservieren, da die Zubereitung sehr aufwändig ist. Aber das Warten lohnt sich!
Jokbal, die koreanische Antwort auf die deutsche Schweinshaxe, überrascht mit einer wunderbaren Balance zwischen Fülle und Leichtigkeit. Das Schweinshaxenfleisch wird stundenlang in einem aromatischen Sud aus Sojasauce, Knoblauch, Ingwer und Gewürzen geschmort, wodurch es unglaublich zart und saftig wird. Das langsame Garen entzieht dem Fleisch überschüssiges Fett und verleiht ihm seine unverwechselbare Saftigkeit und seinen milden, reinen Geschmack.
Serviert wird das Fleisch mit einer Ssamjang-Soße (쌈장), die aus Sojasoße und fermentierten Bohnen besteht und leicht mit Chili gewürzt ist. Dazu gibt es Saeujeot, eine herzhafte koreanische Garnelensauce, die das milde Schweinefleisch perfekt ergänzt. Beilagen wie Gurken, Karotten, grüne Paprika, Salatblätter und Knoblauch bringen Frische und eine angenehme Schärfe ins Spiel.
Man nehme ein Stück Schweinefleisch, wickele es in ein Salatblatt, füge frisches Gemüse und etwas Knoblauch hinzu und verfeinere es mit den herzhaften Saucen – eine wahre Geschmacksexplosion!
Neben dem köstlichen Geschmack wird dem Jokbal nachgesagt, dass er durch seinen hohen Kollagengehalt die Haut geschmeidiger und glatter macht – ein Genuss für Leib und Seele!
Kimchi Jungol ist ein koreanisches Feuertopf-Gericht, bei dem Kimchi mit koreanischem Speck, Tofu, Ramen-Nudeln und einer speziellen Gewürzmischung kombiniert und mit frischem Lauch verfeinert wird.
Die kräftige, säuerliche Würze des Kimchi bildet die Basis der Brühe, während der Schweinebauch (oder koreanischer Speck) für die herzhafte Tiefe sorgt.
Der Schweinebauch, reichhaltig, zart und voller Umami, harmoniert perfekt mit dem intensiven, fermentierten Kimchi, während der Tofu mit seiner milden, weichen Konsistenz einen angenehmen Ausgleich schafft.
Die Ramen-Nudeln (koreanische Instantnudeln), eine beliebte Zutat in koreanischen Eintöpfen, nehmen die dickflüssige, würzige Brühe besonders gut auf und sorgen für eine elastische, bissfeste Textur.
Die Suppe selbst hat einen angenehm säuerlich-würzigen Geschmack, der durch eine leicht eingedickte, stärkehaltige Konsistenz abgerundet wird. Besonders gut gefällt uns der dezente Tomatengeschmack: Kleine Tomatenstückchen verleihen dem Gericht eine frische, milde Süße.
Sobald der Feuertopf serviert wird, müssen die Nudeln nur noch 3 bis 5 Minuten kochen, danach sollte die Hitze reduziert oder der Herd ganz ausgeschaltet werden. Alle Zutaten sind bereits vorgekocht. Wer die kräftigen, komplexen Aromen der koreanischen Küche liebt, für den ist Kimchi Jungol genau das Richtige. Es hinterlässt ein warmes und sättigendes Gefühl.
Auf der Speisekarte von Mr. Lee stehen viele Gerichte, die ihr unbedingt probieren solltet und die in Frankfurt selten zu finden sind. Neben Klassikern wie Bulgogi, Duk-bok-ki und Mandu gibt es koreanische Spezialitäten wie Kongnamul Haejangguk (Rindfleischsuppe mit Sojasprossen), feurig-würziges Agujjim (scharf gewürzter Seeteufel mit Sojasprossen), zartes Dogani Muchim (gekochtes Rindermark mit Gemüse) und saftiges Bossam (koreanischer Speck mit Austern- und Rettichkimchi). Für Hotpot-Fans gibt es auch eine vegetarische Variante mit Sardellen und Tofu.
In diesen Gerichten kommt die koreanische Leidenschaft für frische Zutaten und raffinierte Zubereitung perfekt zum Ausdruck. Der wahre Zauber entfaltet sich, wenn aus vertrauten Zutaten etwas Außergewöhnliches wird – wie die zarte und nahrhafte Samgyetang (Hühnersuppe mit Ginseng) oder die herzhafte und erfrischende Jokbal (Schweinehaxe). Einige dieser Gerichte sind vielleicht selbst eingefleischten Fans der koreanischen Küche unbekannt, aber das macht ja gerade ihren Reiz aus, oder? Wie im Leben gibt es auch beim Essen immer wieder Neues und Faszinierendes zu entdecken – und manches davon kann zu einem unvergesslichen Erlebnis werden, das einen bleibenden Eindruck hinterlässt.