Vor einigen Jahren erzählte mir eine ehemalige Kollegin, die Mozart sehr verehrte, oft von Ihren Ausflügen nach Wien. Sie nahm teure und anstrengende Langstreckenflüge aus Shanghai nach Wien in Kauf, um eine Aufführung von Mozart im Goldenen Saal erleben zu dürfen. Wann immer ihre Gefühle für die Musik Mozarts besonders stark aufkamen, vergoss sie an dessen Grab ein paar Tränen, um den frühen Tod dieses außergewöhnlichen Talents zu betrauern.
Ihre lebhafte Beschreibung des Goldenen Saals vermittelte mir einen ersten Eindruck von Wien – ein Zeugnis klassischen Glanzes und majestätischer Architektur. Einige Jahre später konnte ich anlässlich unserer Sylvesterfeierlichkeiten selbst einen Fuß in diese königlicher Stadt setzen und Wiens reiche Atmosphäre erleben. Ich war voller Vorfreude.
Pünktlich zur Weihnachtszeit hat sich Wien für die Touristen aus aller Welt herausgeputzt. Überall sieht man Weihnachtsdekorationen, von überdimensionalen Schleifen bis hin zu riesigen Mistelzweigen, die die gesamte Innenstadt in ein hübsch verpacktes Geschenk verwandeln, das nur darauf wartet, geöffnet zu werden. Jetzt muss Weihnachten nur noch kommen.
Wenn sich die Dämmerung langsam nähert, gehen wie von Zauberhand die Lichter an – der strahlende Glanz riesiger Kronleuchter, die opulente Eleganz üppig geschmückter Gebäude, die bezaubernde Anmut klassischer Musik im Hintergrund – sie alle wollen unsere Herzen erobern, indem sie ihre fesselnde Pracht und Herrlichkeit ohne jede Zurückhaltung zur Schau stellen.
Wir haben insgesamt 6 Tage in Wien verbracht, gerade genug, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf unserer Liste abzuhaken. Natürlich kann die ideale Aufenthaltsdauer je nach persönlichen Interessen variieren. Im Allgemeinen wird ein Aufenthalt von 3-4 Tagen empfohlen. Das sollte ausreichen, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, ein paar gemütliche Spaziergänge im Stadtzentrum zu unternehmen oder sogar Museen zu besuchen. Später in diesem Artikel werden wir die berühmten Wiener Gasthäuser und Cafes vorstellen. Ambitionierte Feinschmecker sollten bei ihrer Reiseplanung berücksichtigen, dass man gern einmal eine Weile Schlange stehen muss, um die besten Adressen der Stadt zu besuchen.
Wo kommt man unter in Wien?
- Innere Stadt: hier kannst in wenigen Minuten viele berühmte Sehenswürdigkeiten wie den Stephansdom, die Hofburg und die Staatsoper bequem zu Fuß erreichen. Allerdings sind hier die Übernachtungen auch deutlich teurer.
- Leopoldstadt (Zweiter Bezirk): Dies ist unser Favorit. Ein lebendiger Bezirk mit einer Mischung aus modernen und historischen Elementen, bekannt für den Prater und das Riesenrad. Die Unterkünfte sind etwas günstiger und mit dem gut ausgebauten Wiener U-Bahn-System sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten leicht zu erreichen. Günstige U-Bahn-Wochenkarte (7 Tage gültig) für 17 EUR pro Person.
- Mariahilf: ein trendiger und lebendiger Bezirk außerhalb der Ringstraße mit Einkaufsmeilen wie etwa der Mariahilfer Straße, in dem man gemütliche Boutiquen erkunden kann.
- Neubau: Eine gute Wahl, wenn man die kreative Atmosphäre Wiens erleben möchte, denn hier gibt es viele Galerien, Geschäfte und trendige Cafés.
- Wieden: In der Nähe des Stadtzentrums gelegen, bietet Wieden einen ruhigen Rückzugsort mit guter Verkehrsanbindung.
- Wienerwald: Für einen eher naturnahen Aufenthalt ist der Wienerwald keine schlechte Wahl. Etwas außerhalb der Stadt gelegen, bietet er eine ruhige Umgebung.
Wie kommst du nach Wien?
- Mit dem Zug: Deutschland und Österreich haben ein gut ausgebautes Schienennetz. Wir sind mit dem ICE gefahren. Die Fahrt von Frankfurt dauerte 6,5 Stunden und lief problemlos. Wir empfehlen, im Voraus zu buchen und vor allem zu den Stoßzeiten Sitzplätze zu reservieren
- Auto: Eine Autofahrt nach Wien ist keine schlechte Wahl. Die Autobahnen sind gut ausgebaut. Ein kleiner Tipp: Erkundige dich nach den Anforderungen für den Grenzübertritt und du wirst möglicherweise eine österreichische Autobahnvignette (auch Vignette oder Maut genannt) benötigen. Die Preise variieren, aber eine 10-Tages-Vignette für einen PKW kostet ca. 12 EUR. Weitere Informationen findest du auf der Website der österreichischen Autobahnen – https://www.asfinag.at/maut-vignette/vignette/
- Mit dem Flugzeug: der internationle Flughafen Wien hat gute Verbindungen weltweit. Um ins Zentrum Wiens zu gelangen, kannst du den Flughafenzug (CAT) oder die S-Bahn nehmen – 16 Minuten mit dem CAT und 25 Minuten mit der S-Bahn, beide fahren alle 30 Minuten. Außerdem gibt es mehrere Flughafenbuslinien, die dich in verschiedene Stadtteile bringen.
Viele Besucher beginnen ihre Sightseeingtouren in der Wiener Innenstadt, dem historischen Zentrum Wiens, von wo aus viele Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreichbar sind. Ein Spaziergang durch die architektonische Vielfalt und Schönheit Wiens lässt dich sofort in die reiche Geschichte und Kultur der Stadt eintauchen.
Der Stephansdom, das Wahrzeichen Wiens. Die gotische Kathedrale mit ihren ikonischen bunten geometrischen Zickzackmustern auf dem Dach hebt sich von den umliegenden Gebäuden ab und prägt das Stadtbild auf einzigartige Weise. Der Südturm bietet einen Panoramablick über die ganze Stadt.
Die Wiener Staatsoper, eines der bedeutendsten Opernhäuser der Welt. Auch wenn du keine Aufführung eingeplant hast, ist die atemberaubende Architektur allein schon einen Besuch wert.
Der Goldene Saal des Musikvereins, der weltberühmte Konzertsaal, ist bekannt für seine hervorragende Akustik und seine unverwechselbare goldene Dekoration. Die begehrten Aufführungen sind oft schnell ausverkauft. Wir hatten bereits im November versucht, ein Mozart- oder Vivaldi-Konzert für die Neujahrszeit zu buchen, aber bis März waren alle Vorstellungen ausverkauft. Es empfiehlt sich also, frühzeitig zu planen. Du kannst auch an einer Führung teilnehmen, um das Innere des Saals zu erkunden, seine zeitlose Pracht zu bewundern und mehr über seine Bedeutung für die Wiener Klassik zu erfahren.
In der Albertina können Werke von Dürer, Michelangelo und Picasso besichtigt werden. Die Albertina beherbergt eine umfangreiche Sammlung grafischer Kunst. Im Kunsthistorischen Museum können beeindruckende Werke von Rubens, Rembrandt und Vermeer bewundert werden.
Die Hofburg ist ein lebendiges Erbe des Habsburgerreiches und der glorreichen Geschichte der Stadt. Jahrhundertelang war sie die kaiserliche Hauptresidenz der Habsburger. Die aufwendigen Details und die eleganten Ornamente und Einrichtungsgegenstände geben einen Einblick in den verschwenderischen Lebensstil der kaiserlichen Familie. Die Hofburg beherbergt mehrere Museen, darunter das Sisi Museum.
Ganz in der Nähe befindet sich die Spanische Hofreitschule, in der die berühmte Lipizzanerreitvorführung zu sehen ist. Die Lipizzaner zeigen in präzisen, hoch qualifizierten „Sprüngen über den Boden“ Kraft, Wendigkeit und Eleganz. Die Reitkunst stammt aus dem 16. Jahrhundert und symbolisierte die Macht, den Adel und die Kultiviertheit der herrschenden Klasse sowie das Prestige und die Autorität der Habsburger-Dynastie.
Bei einem Rundgang durch die Innenstadt wird man von vielen kleinen Details überrascht. Von den kunstvollen Verzierungen der Türrahmen bis hin zu den verschiedenen architektonischen Stilen spinnt jedes Detail einen zarten Faden in der glorreichen Atmosphäre der Stadt und erzählt lebendig von ihrer reichen und geschichtsträchtigen Vergangenheit.
Nach einem schönen Spaziergang möchte man seine Batterien wieder ein wenig auffüllen. Eine Frage bleibt also: Was hat Wien kulinarisch zu bieten?
Wien hat eine vielfältige kulinarische Szene zu bieten – nicht nur jahrhundertealte Gasthäuser und Kaffeehäuser, sondern auch internationale Küche und Restaurants, eine Mischung aus traditionell und modern, lokal und global. Beginnen wir mit unseren „Must-Eats“.
Eines davon ist das berühmte Wiener Schnitzel.
Es wird allgemein angenommen, dass Wien die Heimat des Schnitzels ist, genauer gesagt des „Wiener Schnitzels„. Dabei handelt es sich um ein paniertes und gebratenes Kalbs- oder Schweineschnitzel, eine kulinarische Ikone im deutschsprachigen Raum. Unter den zahlreichen Wiener Schnitzelrestaurants sticht das Figlmüller mit seiner schier endlosen Schlange an Gästen hervor. Auch wenn sich der Ursprung des Schnitzels nicht an einem einzigen Lokal festmachen lässt, gilt der Figlmüller, das seine Kunde bereits sein 1905 bedient, als einer der Anlaufstellen für ein authentisches und erstklassiges Schnitzelerlebnis.
Als der Kellner unsere Gerichte servierte, fiel mir sofort die in Deutschland oft anzutreffende „Gastfreundschaft“ auf – die Portionen sind üppig und das Schnitzel ist größer als der Teller, auf dem es liegt. Während man anderswo eine Lupe braucht, um seine Mahlzeit ausfindig machen zu können. Dazu gibt es meist eine Scheibe Zitrone und Preiselbeermarmelade als Beilage.
Man sagt, dass Figlmüller bei der Zubereitung dieses Gerichtes seine ganz eigenen Methoden und Geheimnisse hat.
Das Besondere: Das Schnitzel ist viel dünner als anderswo! Die Panade ist hauchdünn und das Schnitzel wird gleichmäßig geklopft. Wie ein weiches Seidenpapier schmiegt sich die Panade schwerelos an das Fleisch. Die goldbraune Haut ist ein Traum, knusprig, aber nicht zu aufdringlich. Das Fleisch ist mager, durchgegart und dennoch sehr zart. Dadurch nimmt es weniger Öl auf, wird nict zu fettig und weißt eine weiche Textur auf.
Das traditionelle Schnitzel wird aus Kalbsfleisch hergestellt. Aber auch die Variante vom Schwein ist sehr zu empfehlen! Das ausgewogene Verhältnis von Panade und Fleisch sorgt dafür, dass man sich nicht schwer fühlt und die Aromen des Fleisches voll zur Geltung kommen. Bei jedem Bissen spürt man ein befriedigendes Knuspern!
In Wien wird oft Erdäpfelsalat dazu gereicht, so auch bei Figlmüller, wenn man das Schnitzel bestellt. Der österreichische Kartoffelsalat besteht aus in Scheiben geschnittenen Kartoffeln mit einem pikanten Dressing aus Senf, Essig und Öl sowie frischem Gemüse als Beilage. In vielen europäischen Ländern, darunter auch Österreich, ist es Tradition, Kartoffelsalat zu Fleischgerichten zu servieren.
Das nächste Gericht ist perfekt für den Winter: Tafelspitz, ein traditionelles österreichisches Gericht aus gekochtem Rindfleisch. Es wird im Restaurant Ofenloch mit Apfel-Meerrettichsoße, Senf und Bratkartoffeln serviert. Dazu haben wir Spinatsauce bestellt.
Sobald der Kellner das erste Stück Tafelspitz auf den Teller legt, strömt uns ein herrlicher Duft entgegen. Das Rindfleisch ist nach dem langen Schmoren besonders zart und entfaltet beim ersten Biss die Aromen aus der Brühe.
Wer es etwas würziger mag, kann den Tafelspitz mit der Apfel-Meerrettich-Soße kombinieren. Der scharfe Geschmack erinnert ein wenig an Wasabi, wird jedoch durch die Süße der Äpfel ein wenig ausgeglichen. Wenn man etwas von der Spinatsauce hinzugibt, sorgt diese für eine leichte Bitternote, die die Fülle des Fleisches kontrastiert und den Gesamtgeschmack tiefgründig und ausgewogen macht.
Lass es dir nicht nehmen, zu Beginn ein wenig von der Suppe zu kosten. Diese fängt die Aromen aller Zutaten ein und gibt einen Vorgeschmack auf das was danach folgt.
Wien ist bekannt für seine Kaffeehauskultur. Diese umfasst nicht nur den Genuss einer von Kaffe, sondern auch die köstlichen Süßigkeiten, für die die Stadt so bekannt ist. Beim Spaziergang durch die Straßen Wiens kann man förmlich die Süße in der Luft schmecken.
Die Auswahl ist endlos. Unser Vorschlag: Probiere den berühmten Wiender Kaiserschmarrn! Hierbei sticht trotz der langen Wartezeit und des höheren Preises der Kaiserschmarrn aus dem Cafe Demel hervor.
Das Demel Cafe ist eine historische Konditorei aus dem 18. Jahrhundert und gilt als Meister in der Herstellung des fast schon kultigen Kaiserschmarrns. Dieser besteht aus einem karamellisierten und „zerrissenen“ Pfannkuchen bestehend aus Mehl, Milch, Eiern, Salz und Zucker. Meist wird dieser mit Rosinen serviert und mit Puderzucker bestreut. Bei Demel ist der Kaiserschmarrn wunderbar leicht und fluffig. Besonders wenn er frisch zubereitet wird, ist er warm, luftig und zart. In Kombination mit der würzigen Note der Pflaumenmarmelade ist er ein echter Hochgenuss.
Wenn dir die bisherige Reise gefallen hat, schnalle dich für die nächste an! Wir entführen dich über die Innenstadt hinaus in die bezaubernde Welt eines Vivaldi-Konzerts und setzen unsere Hao Chi (köstliche) Reise durch die reiche kulinarische Kultur Wiens fort. Bleib dran!